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Nach Mae Sot verschlug es uns nur zufällig, denn
eigentlich planten wir unseren Aufenthalt in Umphang, mitten in den Bergen und ca. 1000m
hoch. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass es so schwierig ist, dort hin zu
gelangen. Von Bangkok geht zwar ein Bus pro Tag, allerdings fährt dieser bereits um 7.00
Uhr vom Northern Busterminal ab und durch die längere Anfahrt (siehe Bangkok)
muss man
gegen 5.00 Uhr aus der Innenstadt abfahren, zu dieser Zeit ist es aber wiederum sehr
schwierig einen Bus zum Busbahnhof zu kommen. Langer Rede kurzer Sinn, wir nahmen einen Bus um 9.00 Uhr nach Mae Sot, um von dort
aus zu entscheiden, ob eine Weiterfahrt nach Umphang sinnvoll bzw. notwendig ist. Nach ca.
7 Stunden Fahrt (hauptsächlich Autobahn, nur die letzten 100 km schlängelten sich durch
schöne Waldlandschaften hinauf nach Mae Sot) fanden wir ein sehr schönes Hotel (First
Hotel, zentral gelegen, geräumige Zimmer mit viel Holz und Marmor im Bad, Wasser gratis und nur 270 Bt.!) und
nach der Dusche ging es gleich zum "Stadtbummel". Eigentlich suchten wir ein
Reisebüro, in dem wir eine Trekking-Tour rund um Umphang (Die Landschaft rund um dieses
verschlafene Dorf besteht aus über 2.000m hohen Bergen mit prächtiger
Dschungellandschaft, da es glücklicherweise von der UNESCO komplett unter Naturschutz
gestellt wurde) buchen konnten. Immerhin 2 fanden sich dann auch mit nahezu gleichen
Preis- und Reisevorstellungen (ca. 4000 Bt. pro Person für 3 Tage). Das Problem des
ziemlich hoch erscheinenden Preises (rund um Mae Hong Son und Chiang Mai kann man 3tägige
Touren für 2.000 Bt. buchen) war einerseits die geringe Teilnehmerzahl (wir waren nur zu
zweit und weitere Touristen waren nicht aufzutreiben) und andererseits die Zahl der
Anbieter. Dafür bekommt man hier aber eine einzigartige und tatsächlich unberührte
Landschaft (und Leute) zu sehen. Also investierten wir die 200 DM, die sich auch schnell
rentieren sollten!
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Diese folgenden 3 Tage waren wohl die
eindrucksvollsten unserer Reise. Los ging es gegen 8.00 Uhr, als wir das erste mal mit
unserem Begleiter, der in den nächsten 3 Tagen dafür sorgen sollte, dass wir trotz
Verlust jeglicher Zivilisation nicht verhungern mussten, zusammentrafen. Mit einem Jeep
fuhren wir dann nach Umphang (ca. 100 km südlich von Mae Sot), schlängelten uns um weit
über tausend Kurven, vorbei an zahlreichen Hmong- (Meo) und Karen-Dörfern und ihren
Märkten direkt an der Straße, und durch Wälder und Berge mit toller
Aussicht.
Gegen 12.00 Uhr trafen wir unseren 2. Begleiter (weshalb 2 nötig waren, sollten wir
schnell merken!), der sein Bambusfloß (ca. 10m lang und 1,50m breit) bereits zu Wasser
gelassen hatte und nun damit begann, unsere Sachen in Plastiksäcken zu verstauen und auf
dem Floß zu verschnüren. Nach einer kleinen Stärkung nahmen wir dann auf der kleinen
Erhöhung und je ein Begleiter vorn bzw. hinten Platz. Auf dem gemächlich
dahinfließenden Bach sah es zuerst nach einer idyllische Kaffeefahrt aus, doch das sollte
sich schnell ändern. Der Bach wurde breiter, die Strömung größer und die Hindernisse
gefährlicher. Umgestürzte Bäume, größere und kleinere Felsen und mitten aus dem
Fluss wachsende Bäume haben uns so manchen Angstschweiß auf die Stirn getrieben.
Glücklicherweise hatten wir 2 Begleiter, die ihr Handwerk bravourös verstanden und
jedes mal, wenn wir völlig verzweifelt keinen Ausweg sahen, mit ein paar Ruderschlägen
das Floß in die richtigen Bahnen lenkten. So konnten wir zwischendurch auch die
einzigartige Naturlandschaft genießen: heiße Quellen, hoch am Felsen
kletternde Affen, Dorffrauen
beim Waschen, Vögel wie sonst nur im Zoo, Wasserfälle, Fledermäuse (die man
allerdings nur hören, aber nicht sehen konnte), und ab und zu tauchte ein Fisch oder auch
ein paar badende Kinder neben uns auf.
Nach etwa 4 Stunden (der Hintern hatte die Form von 3 nebeneinander
liegenden Bambusstangen) machten wir an einem flachen Uferstück fest.
Nur 50m entfernt schlugen
unsere Begleiter das Lager unter einem Felsvorsprung auf. Während der eine mit dem
Zeltaufbau und dem Herstellen notwendiger Utensilien (wie Trinkbecher aus Bambus!)
beschäftigt war, putzte der andere das Fleisch und das Gemüse, um uns daraus ein
superleckeres Essen (Hühnersuppe, Schweinefleisch mit Ananas, Bohnen und Reis) zu
zaubern. Den Abschluss des Mahls bildeten ein paar frische Mangos und Bananen.
Bei Tee und Kerzenschein (sogar der Weg zum Zelt wurde mit Kerzen beleuchtet,
absolut romantisch!) blieb noch ein wenig Zeit, um etwas über unsere Begleiter und ihre
Familien zu erfahren. Einziger Wermutstropfen dieses Abends waren die Millionen von
Mosquitos, die trotz übermäßigem Autangebrauch jede nicht bedeckte Körperstelle
bestochen (besonders spannend, wenn man mal die "Toilette" besuchen
musste).
Obwohl wir wegen lautstarken Fledermäusen und sonstigen Tieren und einem ziemlich harten
Felsboden nicht sonderlich viel geschlafen hatten, ging es nach einem ausgiebigen
Frühstück gegen 8.30 Uhr quer durch den Dschungel zum Forest Department beim Thi Lor Su
Wasserfall. |
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Unglücklicherweise hatte gerade die Regenzeit
begonnen, so dass der Weg mehr einem Schlammbad glich. Da wir die meiste Zeit bergauf
mussten, die Luftfeuchtigkeit bei ca. 100% lag, man trotz Wanderstocks ständig
wegrutschte und die Mosquitos einem im Nacken saßen, war dieser Weg auch trotz mancher
interessanten Informationen (wie gewinne ich Trinkwasser, welche Tiere kann man essen,
welche Schlangen sind gefährlich usw.) alles andere als lustig und erholsam. Völlig
durchschwitzt, dreckiger als ein Kleinkind nach dem Spiel im Buddelkasten, zerstochen und
absolut kaputt erreichten wir das Forest Department und damit unsere wohlverdiente und
ebenso notwendige Dusche (es war mehr eine mit Regenwasser gefüllte Tonne).
Auf diesem Fleck lebten 3 Familien (etwa 10 Personen) abgeschieden von
jeglicher Zivilisation (in der Regenzeit ist es nicht möglich, dieses Gebiet zu
erreichen!), die als Wild- und Ordnungshüter für die Gegend rund um den schönsten und
höchsten Wasserfall Thailands verantwortlich waren. Und genau zu diesem brachen wir nach
einer Stärkung und einer kleinen Ruhephase auf.
Auf einem schmalen,
glitschigen Lehrpfad ging es an riesigen Bambuspflanzen (bis zu 25 cm Durchmesser), Lianen,
Palmen, gewaltigen Teakholzbäumen und tausenden anderen Pflanzen und Tieren vorbei, um
dem Rauschen immer näher zu rücken. Nach 20 Minuten dann endlich die ersten Blicke durch
den dichten Regenwald und kurz darauf standen wir vor dem atemberaubenden Thi Lor Su
Wasserfall, umgeben von Bergen und traumhafter Natur, sonst nichts. Absolut allein nutzten
wir die einmalige Gelegenheit zum Waschen, Duschen und Schwimmen in den zahlreichen
"Pools", die sich durch die Kaskaden des Wasserfalls gebildet hatten. Hier
konnte man tatsächlich noch Natur pur genießen!
Ziemlich erledigt und voller Eindrücke von der
großartigen Gegend nahmen wir unser Abendbrot zu uns. Doch bevor wir
dann auf unsere ISO-Matte sanken, wurden wir noch zum Thai-Food mit den hier lebenden
Arbeitern eingeladen. Auch wenn das Essen nur zum Probieren geeignet war (höllisch
scharf!), war die Runde um so interessanter. Neugierig wurde man betrachtet und manche
Frage an unseren Guide zur Übersetzung an uns gestellt. Bei der anschließenden
Verteilung des selbstgebrannten Reisschnapses konnten wir viele Dinge über die einfache, aber glückliche
Lebensweise der Menschen in diesem abgelegenen Teil erfahren.
Am nächsten Tag stand der
Besuch eines Karen-Dorfes auf dem Programm. Dazu mussten
wir
wieder 2 Stunden durch den reinen Dschungel, meist entlang an dem Bach, welcher dem
Wasserfall entsprang. Brücken gab es leider nicht, nur einzelne Bambusstöcke
oder
kleinere Baumstämme wurden von den Einheimischen verwendet (sehr wackelige
Angelegenheit!). Je näher wir dem Dorf kamen, um so mehr Fischer konnte man
beobachten. Ebenso interessant war zu sehen, wie sie Kerzen "herstellten".
Im Dorf angelangt, waren es zuerst die Kinder, die scheu hinter den
Zäunen (diese waren wegen der Haustiere notwendig) hervorlugten. Langsam tasteten wir uns
heran, sahen den Frauen (die Männer schienen alle beim Fischen oder auf der Jagd zu sein) beim Waschen, den
Kindern beim Spielen, den Omas beim Weben und Essen zubereiten zu.
Um das Leben in diesem
kleinen Dorf (ca. 15 mit Bananenblättern bedeckte und auf Stelzen erbaute Hütten)
richtig beschreiben zu können, bedarf es einerseits etwas mehr Platz und
Zeit und andererseits
eines besseren "Schreibers". Wer an diesem Leben fern von jeglicher Zivilisation
(ich meine das absolut nicht abwertend!) interessiert ist, kann sich zwar in Büchern
belesen, aber weitaus interessanter ist ein solches Erlebnis. Leider hatte ich vorher
nicht das richtige Buch zur Hand, denn da die Menschen hier ihre eigene Sprache sprechen
und ich mich nicht in den unterschiedlichen Gepflogenheiten (Was darf man tun und was ist
tabu?) der zahlreichen Bergvölker auskannte, war unsere Scheu ebenfalls sehr groß, so
dass ein richtiger Kontakt nicht zustandekam.
Mittlerweile besitze ich ein Buch über die wichtigsten Bergvölker in
Thailand und ihre Lebensweise und mit diesem Wissen werde ich mich bestimmt noch einmal
dorthin "wagen", um noch mehr von den Menschen persönlich zu erfahren. Auszüge
aus diesem Buch (bzw. meine Übersetzung davon) findest Du im Abschnitt über die
Bergvölker auf der nächsten Seite.
Der krönende
Abschluss unserer 3tägigen Tour war ein Elefantenritt durch den Dschungel. An sich sicher eine
schöne Sache - auf dem Hals sitzend, einen normalen Weg entlang und für eine halbe
Stunde - aber weit gefehlt! Auf einem Holzgestell sitzend, welches wohl eher für die
Beförderung von Gepäck geeignet war, ging es auf glitschigen Pfaden die Berge auf und
ab, wobei der Elefant scheinbar überlegte, ob er uns lieber an einem Baum zerquetscht, in
hohem Bogen aus dem Gestell katapultiert oder einfach ausrutscht, um uns dann mit seiner
Masse zu erdrücken. Und dieser Horrortrip ging 3 Stunden lang! Danach wussten
wir wieder,
wie schön es ist, zu Fuß gehen zu dürfen.
Mit dem Jeep ging es dann wieder zurück zur Zivilisation, wo wir
Dusche und Bett sehnsüchtig in Besitz nahmen. |