Obwohl Ischgl in der Welt der Skifahrer ziemlich bekannt ist und deshalb eigentlich nicht als Geheimtipp gelten kann, will ich dieses Skigebiet trotzdem dazu ernennen. Hintergrund ist der Zeitpunkt, zu dem ich in Ischgl anzutreffen bin - zum "Ski Opening" in der ersten Dezemberwoche! Im Gegensatz zu fast allen anderen Zeitpunkten sind in dieser und auch noch in der darauffolgenden Woche die Pisten menschenleer (abgesehen vom Wochenende, wo sich die ersten Wochenendfahrer einfinden), ein Anstehen am Lift undenkbar und die Preise extrem niedrig, so dass man sich auch nach der letzten Talabfahrt noch ein Bier (oder auch eins mehr) im Kuhstall leisten kann.
Sicher werden viele einwenden, dass da kaum Schnee liegt, aber dem kann ich zumindest die letzten 2 Jahre entgegensetzen, wo wir neben sehr guten Schneeverhältnissen (Okay, in diesem Jahr hätte es etwas mehr Schnee sein können) auch strahlend blauen Himmel genießen konnten, dazu ein Sonnenplätzchen an jeder Hütte, was will man mehr? Eine kleine "Historie" über Besonderheiten der einzelnen Jahre gibt es am Schluss.
Um noch einmal auf die Pisten zurückzukommen, natürlich sind noch nicht alle Pisten offen, d. h. von den ca. 200 Pistenkilometern (einen tollen Pistenplan kannst Du hier finden (benötigt Shockwave)) sind nur zwischen 80 und 120 km befahrbar (viele andere Skigebiete wären über eine derartige Anzahl selbst in der Saison überglücklich), aber mit ihren Schneekanonen können so manche braune Stellen wieder hergerichtet werden. Das schöne an dieser Zeit ist, dass man auch mal etwas schneller fahren kann, ohne gleich andere zu gefährden, dass man aus 2.800 m Höhe bis 1.400 m hinabfahren kann, ohne Gefahr zu laufen, in eine Völkerwanderung zu geraten und dass man im Kuhstall auch noch einen Platz bekommt.
Der Kuhstall ist/war (siehe "Historie") tatsächlich der krönende Abschluss eines "erfolgreichen" Skitages. Wenn langsam einer nach dem anderen seine Bretter in die Ecke stellt, das wohlverdiente Bier (für diejenigen, die nicht genug auf dem Berg getan haben, gibt es auch heiße Getränke) die ausgetrocknete Kehle hinunterfließt, das Licht draußen und drinnen weniger wird und die Musik lauter, und wenn dann die Menge nach den Rhythmen von Wolfgang Petry, Reinhard May oder "Die Schröders" zu wogen beginnt, bis irgendwann die Boxen überstimmt werden, gemeinsam der "Maschendrahtzaun" zelebriert wird und der Kuhstall in ein Meer von Wunderkerzen versinkt... spätestens dann weiß man: Ich bin nächstes Jahr wieder hier! Und wann sehen wir uns? (Übrigens, ich weiß auch nicht warum, aber die Stimmung ist hier zu den anderen Zeiten lange nicht so prächtig!)
Das Skigebiet: Den Ruf Ischgls als hervorragendes Skigebiet kann ich nur bestätigen. Hier ist für jeden etwas dabei: breite Pisten, lange Abfahrten, flache Hänge, schöne Talabfahrten und äußerst komfortable Liftanlagen, einzig die ganz schweren Hänge sucht man hier vergeblich. Die Pistenbeschilderung ist hervorragend, so dass man sich auf den ca. 200 Pistenkilometern leicht zurechtfindet. Die Fürsorge der Pistenwärter ist beeindruckend, mit Pistenbulli und Schaufeln richten sie die Hänge bestens her. Und wer kostengünstig (sprich zollfrei) einkaufen möchte, fährt einfach die Piste Nr. 80 nach Samnaun hinunter und kauft bei Rucksack-Louis ein.
Aprés Ski wird in Ischgl groß geschrieben und wer es darauf abgesehen hat, kann diesem Hobby sicher auch in jeglicher Art und Weise frönen. Von der einfachen Kneipe über Discos und Go-Go-Bars ist so ziemlich alles vertreten. Ein "Muss" ist auf jeden Fall der Kuhstall (siehe oben), aber auch die Trofana-Alm oder die beheizte Open-Air-Bar am Ende der Piste 1a ist sehenswert. Am wichtigsten ist aber, dass man am nächsten Tag wieder nüchtern ist, um einen weiteren schönen Tag auf Skiern erleben zu können.
Abschließend möchte ich noch eine Empfehlung für den Abendschmaus geben. Das Angebot reicht von "Gut und teuer" über "Schlecht und teuer" bis "Gut und preiswert". Aus letzter Kategorie stammt die "Bauernküche Loba", wo es super Rösti in verschiedenen Varianten zu ordentlichen Preisen und bei rustikalem Ambiente gibt. Mein Tipp: Baura-Rösti.
Und ganz zum Schluss noch ein Tipp zur Unterkunft: unbedingt darauf achten, dass man kein Zimmer unmittelbar an der Fußgängerzone hat, da der Lautstärkepegel johlender "Skifahrer" erst gegen 5.30 Uhr abebbt!!!
Historie:
- 1998: Schneehöhe ca. 1,50 m am Berg, 30 cm im Ort - Talabfahrt möglich; Wetter durchgängig super (blauer Himmel und strahlender Sonnenschein, Temperaturen zw. minus 4 und 8°C); Äußerst leere Pisten!
- 1999: Schneehöhe ca. 60 cm am Berg, 30 cm im Ort - Talabfahrt sehr gut; Wetter fast immer super (blauer Himmel und strahlender Sonnenschein, Temperaturen zw. minus 0 und 8°C, ein Tag bewölkt); Sehr leere Pisten!
- 2000: Schneehöhe ca. 70 cm am Berg (eigene Schätzung, offiziell laut Internetseite von Ischgl.at:1,50 m!), 0 cm im Ort - Talabfahrt nicht möglich; Wetter 4 Tage gut aber zu warm, Temperaturen zw. plus 5 und minus 3°C, 2 Tage Schneeschauer, Temperaturen zw. minus 4 und 10°C); Äußerst volle Pisten (Da zu diesem Zeitpunkt Ischgl das nahezu einzige Skigebiet mit Schnee war, ist alles, was Ski fahren wollte, hier gelandet)!
Im Kuhstall war es übervoll und der DJ wurde scheinbar aus Mallorca angeheuert, so dass mehr Ballermann-Atmosphäre vorherrschte, daraus folgt: unbedingt Trofana-Alm ausprobieren! - 2001: Offizielle Schneehöhe 60 cm, geschätzt allerdings nur 40. Dafür waren die Pisten hervorragend präpariert, nur äußerst selten ein paar Steine, Talabfahrt hervorragend! Insgesamt gutes Wetter, aber die letzten Tage etwas zu kalt (Idalpe: -18°C). Pisten waren nur am Wochenende voll. Kuhstall scheint sich endgültig aus dem Aprés Ski verabschieden zu wollen: Musik ist eine Mischung aus Charts und Techno, nur selten hört man noch ein Ski-Lied - Trofana-Alm dagegen Super-Stimmung!!! Preise haben sich leider mal wieder drastisch erhöht: Jagertee aus dem Pappbecher an der Idalpe 4,25€, die Krönung sind aber die ca. 4€ für 0,4l Bier in der Trofana-Alm!
- 2002: Schneehöhe zunächst 100 cm, Pisten sehr gut, fast alle geöffnet und selbst die Talabfahrt ordentlich. Wetter die ersten 3 Tage zwischen bewölkt und Schneefall - dadurch teilweise schlechte Sicht. Dann 20 cm Neuschnee: Am nächsten Tag wieder schlechte Sicht. Die letzten Tage hervorragende Pisten und Wetter! Insgesamt die besten Pistenbedingungen der letzten Jahre. Preise sind nicht gefallen: 4€ Jagertee an der Paznaun Taja sowie 6€ für Cola-Rum in der Trofana-Alm - 3€ für 0,5l Mohrenbräu sind da schon fast billig! Aprés Ski schien unter dem Teuro zu leiden - überall deutlich leerer als in den vergangenen Jahren. Kuhstall (Techno habe ich nicht mehr gehört) und Nikis Stadl wurden erst ab 18.00 Uhr voller. Die Stimmung war dementsprechend etwas gedämpfter - da half auch nicht die von Niki verordnete Fröhlichkeit - sein Gehilfe war da erfolgreicher!
- 2003: Diesmal sind wir zum Ski Opening "fremd gegangen" und waren in Val Thorens
- 2004: Auf Grund von mangelndem Schnee (laut Schneebericht 5 cm im Tal und 30 cm auf dem Berg, laut Tatsachenberichten ca. 15 cm auf dem Berg und viele von den geöffneten 100 km) braun) haben wir uns in diesem Jahr trotz vorheriger Buchung und Anzahlung entschieden, unseren Urlaub nicht anzutreten und unsere Ski zu schonen. 2004 war also seit 5 Jahren das erste ohne Ski Opening :-(
- 2006: Endlich wieder Ischgl und vor allem mit ausreichend Schnee! Vom 11.-18. März ging es nach Ulmich (Ortsteil von Kappl), ca. 5 km vor Ischgl, da es Ferienhäuser in Ischgl so gut wie nicht gibt. Das Wetter und die Temperaturen waren perfekt (oben -8°C, unten nur selten Tauwetter). Vollständiger Bericht siehe Kappl.
- 2007: Unterkunft in Kappl (Haus Bild, direkt unter der Gondel), Skifahren für mich nur in Kappl, versuchte Skischule mit Lara
- 2009: Russische Woche in Ischgl! Unterkunft war mal wieder in Kappl, im Haus Garni Montana (Wiese). Wir hatten sehr gute Pistenverhältnisse, normal gefüllt. Mittlerweile sind ca. 25% russischer Abstammung, ohne dass diese aufdringlich sind (Ausnahmen bestätigen die Regel). Die Preise sind dadurch aber nicht besser geworden. Rodelabend in Kappl: Wenn 2 sich streiten, verlieren manchmal beide! Preis für Liftkarte+Rodel+Pizza war ok (18,- €), der Rest allerdings nicht. Zunächst ca. 20min. anstehen an der Liftkasse, dann das gleiche noch mal zum Rodel ausleihen. Musik und Stimmung im Sunny Mountain war unterirdisch! Sind nach unserer Pizza in die Bockalm, die war zwar auch nur halbvoll, dafür passte die Musik und die Stimmung war schon fast zu gut! Vielleicht sollte man sich einigen und jeder nur einmal in der Woche einen Rodelabend machen. Dann ist es gut gefüllt und alle haben Spaß! So ist das Fazit: Wenn Rodelabend, dann Bockalm!
- 2015: Das erste Mal Galtür! Das kleine Dorf am Ende des Paznauntals war diesmal unser Ziel. Unser Ferienhaus (das Mäsner-Haus in Galtür 49a) lag schräg hinter dem Hotel Post in unmittelbarer Nähe zum Dorfplatz und dem Hallenbad. Damit sehr zentral und mit einer sehr guten Anbindung nach Ischgl. Das Skigebiet ist sehr überschaubar, so dass wir nach dem ersten Tag beschlossen, nur noch in Ischgl zu fahren. Mit der neuen Pardatschgratbahn ging es nach oben, wo wir mal wieder perfekte Pisten vorfanden. Nicht leer, aber auch nicht komplett überfüllt - lediglich die Talabfahrt muss man am Nachmittag nicht mehr befahren. Insgesamt hat sich in den letzten Jahren mal wieder viel getan: Neue Lifte, neue Pisten und diverse modernisierte Restaurants (Pardorama, Höllboden etc.). Die Trofana-Alm ist nur noch mit Reservierung zu benutzen und mit Ski-Stiefeln fühlt man sich auch fremd - aber der Kuhstall ist noch der Kuhstall!
- 2017: Diesmal wieder Galtür, allerdings mit Lara allein, sodass wir im Hotel Alpenrose übernachteten. Pisten waren wie immer perfekt und es war erstaunlich leer, insbesondere morgens die 5 und die 7! Neu war ein weiterer Tunnel von der neuen „Parking Lounge“ (riesiges Parkhaus) zur Pardatschgratbahn, allerdings Ischgl-untypisch ohne Förderband. Außerdem darf man jetzt ab 20:00 Uhr nicht mehr mit Ski und Skistiefeln herumlaufen, angeblich zur Erhöhung der Sicherheit. Ebenfalls auffällig war die Anzahl der nicht deutschsprechenden Gäste, die gefühlt bei 60 - 70 % lag. Aprés Ski fiel dieses Jahr aus.
- 2018 (Februar): Unser Ferienhaus (Haus Karin) stand in Kappl, allerdings sind wir hauptsächlich in Ischgl gefahren. Dank sehr guter Schneelage (ca. 140 cm am Berg) und auch bestem Wetter konnten wir die Tage sehr gut nutzen. Zwei Tage haben wir auch in Kappl mit klein Joscha verbracht und der Rodelabend war natürlich auch in Kappl. Und wenn auch nur in kleiner Besatzung war es mal wieder ein schöner Abend in der Bockalm!
- 2018 (März): Zu meinem 50. Geburtstag habe ich mir mal wieder Ischgl geleistet! Zusammen mit Steffen, Line und Peter sind wir im Hotel Neder abgestiegen. Die Pistenbedingungen waren trotz des recht späten Zeitraums noch hervorragend, selbst die Talabfahrten waren in den ersten Tagen noch sehr gut zu fahren, ab Wochenmitte wurde es allerdings wärmer, so dass am Nachmittag unten auch viel Sulz war. Insgesamt aber eine tolle Woche!
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Last update: April 2018